Cocqueretten, Cocaine-Reefers

Cocqueretten waren vom Bundesamt für Gesundheitswesen (BAG) hergestellte Joints/Zigaretten mit Waldmeisterkraut, welches mit 200 mg Kokain getränkt und getrocknet zum Rauchen abgegeben wurden.

In den ProVe-Versuchen des BAGs wurden Heroin und in einem sehr kleinen Rahmen auch Kokain in rauchbaren Zubereitungen angeboten: Sugaretten und Cocqueretten. Der medizinische Nutzen von inhalierbarem Heroin wurde in den Prove-Versuchen klar belegt. Der Nutzen von rauchbarem Kokain konnte nicht geklärt werden. Es gab Probleme mit der rauchbaren Trägersubstanz Waldmeisterkraut, welche zum Abbruch der Versuche mit allen rauchbaren Drogen führten.

Die Qualität der Durchführung und wissenschaftlichen Begleitung der Prove-Versuche mit rauchbarem Kokain war in jeder Hinsicht ungenügend. Es gab kein Versuchsprotokoll, keine definierte Datenerhebung und nicht einmal qualitativ nachvollziehbare Aufzeichnungen. Trotzdem zeigten die Versuche klar, dass Kokain zum Inhalieren für Süchtige hochattraktiv ist.

Kokain ist ja eine stark aktivierende Droge, welche stillsitzend in einem sterilen Abgaberaum konsumiert, nicht gerade den optimalsten Genuss erlaubt. Deshalb war es besonders eindrücklich, dass die per Los ausgewählten von Heroin und Kokain abhängigen Patienten, freudig die Gelegenheit wahrnahmen, in der völlig nüchternen Umgebung der städtischen Drogenabgabe-Poliklinik Lifeline die grauenhaft stinkenden Cocqueretten auf Waldmeisterbasis zu rauchen.

Die Entwicklung von medizinisch sicheren, inhalierbaren Kokainzubereitung ist heute vielleicht noch dringlicher als vor 25 Jahren. Die pharmakologische und medizinische Entwicklungsarbeit darf auf keinen Fall unterschätzt werden. Das medizinische Know-how für eine medizinisch sichere Kokainabgabe ist heutzutage kaum vorhanden. Aber nur eine medizinisch sichere Abgabe kann im Rahmen von normalen gesetzlichen Marktordnungen, legal, eingeführt werden.