Durchfall und Verstopfung

Opioide wie Heroin oder Methadon sind die stärksten Stopfmittel für den Darm. Sie lähmen die glatte Muskulatur in den Wänden des Magendarmtrakts. Der Nahrungsbrei wird unter konstanter Opioidwirkung nicht mehr richtig vorangetrieben und kann unterwegs eindicken. Wenn sich dann zunehmende Massen durch Verstopfung ansammeln, kommt es zu Krämpfen, wenn der Darm quasi plötzlich aufwacht. Wenn die Verstopfung im Enddarm und/oder absteigenden Teil des Dickdarms auftritt, kann der Darm sich manchmal drei bis fünf Tage nicht entleeren und die Schmerzen sind oft unerträglich.

Wässerige oder wässerig-bröcklige Stühle und Blähungen sind unter Methadon, Subutex® (Buprenorphin) oder konstant hochdosiertem Heroinkonsum eine häufige Plage. Wenn die opioidbedingte Darmlähmung im aufsteigenden Teil (Colon ascendens) oder dem quer über Leber, Magen und Milz liegenden Teil des Dickdarms (Colon transversum) zur Stuhleindickung und Verklumpung führt, scheidet die Darmschleimhaut weiter unten, im näher beim After gelegenen Teil, grosse Mengen Flüssigkeit aus. Dadurch lösen sich Teile vom verklumpten Stuhl und es tritt Durchfall oder bröcklig-wässeriger Stuhl auf.

Opioide wirken auf das Brechzentrum im Hirnstamm aber auch auf die Beweglichkeit der Speiseröhre, des Magens und Darms. Übelkeit und Erbrechen wird durch die geschilderte Lähmung und Völle des Dickdarms zusätzlich begünstigt.

Künstliche Süssstoffe, Alkohol aber auch Milch und Milchprodukte können diese Darm-Beschwerden verstärken. Auch eine chronische Hepatitis kann Missempfindungen im Bauch begünstigen. Schmerzen im rechten Oberbauch entsprechen aber bei Methadonpatienten fast immer den geschilderten, durch Methadon ausgelösten Krämpfen des Dickdarms. Eine chronische Hepatitis macht eigentlich keine Schmerzen. Nur im Rahmen einer akuten schweren Leberentzündung können durch eine Schwellung der Leber Schmerzen durch Spannung der Leberhaut ausgelöst werden.

Magendarmprobleme unter Behandlung mit Methadon oder Subutex sind in weit über 90% der Fälle auf Opioidwirkung zurückzuführen. Sicher muss man gelegentlich an andere Ursachen denken, vor allem wenn auch Fieber hinzukommt. Die Behandlung besteht sowohl bei Verstopfungen als auch bei flüssigen und flüssig-bröckligen Stühlen in einer täglichen Einnahme eines milden Abführmittels. Bewährt hat sich hier ein Beutel Movicol® oder Transipeg® pro Tag. Eine Besserung tritt aber erst nach einigen Tagen regelmässiger Einnahme auf. Diese Behandlung muss während der ganzen weiteren Dauer der Methadonbehandlung weitergeführt werden. Wichtig ist auch eine genügende Flüssigkeitszufuhr (viel Trinken). Im Extremfall einer durch eingedickte Stuhlballen verhinderten Entleerung des Enddarms hilft ein Einlauf. Dieses Mittel darf aber nicht gewohnheitsmässig angewendet werden und der Arzt sollte informiert sein.