Corona: fast ein Manifest 24.10.2020

Ein halbes Prozent unserer Bevölkerung wird wohl an Covid sterben; vielleicht bis 5 Prozent erleiden einen dauerhaften gesundheitlichen Schaden über Monate oder für den Rest ihres Lebens. Das sind die Aussichten.

In den nächsten zwei Jahren werden sich die meisten Menschen mindestens einmal infizieren. Ja, und es werden noch etwa 10-20 mal mehr Menschen sterben, denn die Sterblichkeit wird wieder zunehmen. Unser Gesundheitssystem kommt in den nächsten Wochen an die Kapazitätsgrenzen. Die Qualität der Behandlungen wird sinken. Die Sterblichkeit an Covid-19 liegt bei guten oder mindestens genügenden Behandlungsmöglichkeiten bei 0.5%. Ohne genügende Behandlungsqualität ist sie höher: 20-40’000 Tote.

Wie kleine Kinder beklagen wir, dass uns niemand vor der Realität, vor diesem Ungemach und Schrecken, beschützen kann. Politik und Behörden überschätzen ihre Wirkmächtigkeit, weil wir sie von ihnen erwarten. Sie möchten uns nicht enttäuschen, weil sie sich vor unserem Liebesentzug fürchten. Und weil wir den Zusammenhalt unserer als Familie imaginierten Gesellschaft nicht gefährden wollen, werden wir auf allzu lautes Aufbegehren verzichten.

Wir wollen beruhigt werden. Aber die meisten von uns können sich nicht blind und taub stellen, und das ist gut so. Wir wollen die Realität der Gefahr möglichst genau kennen.

Pro Monat stecken sich jetzt eher mehr als ein Prozent der Menschen mit SARSCoV-2 an. Herdenimmunität erreichen wir so trotzdem erst in Jahren; wenn überhaupt. Möglicherweise kann eine Impfung zwar die Schwere der Krankheit vermindern aber wahrscheinlich die Ausbreitung des Corona-Virus nicht verhindern.

Wir wollen besänftigt und getröstet werden. Billigen Trost gibt es nicht und unsere Wut wird kein gerechtes Ziel finden. Wir drehen uns im Kreis unserer Emotionen und unser nüchterner Verstand ist trotzdem die einzige Hilfe.

Die Jungen beklagen zu Recht, dass sie den grössten Preis für die CovidKatastrophe bezahlten. Fühlen wir uns von den Jungen bedroht, dass wir das bestreiten wollten? Die Jungen werden uns zeigen, wie wir aus diesem Schlamassel wieder herausfinden. Wollen wir unseren Kindern und Enkeln das nicht zutrauen?

Wir werden noch lange mit Covid leben müssen. Die Einschränkungen unserer Freiheit müssen legitim bleiben. Nur dort , wo ich als gefährdeter Mensch unvermeidlich hingehen muss sind Verbote und Gebote wegen Covid zulässig. Eine Maskentragpflicht im ÖV, öffentlichen Gebäuden, ja sogar Restaurants ist berechtigt. Dort wo ich mich nicht notwendigerweise aufhalten muss, überbordet der Kontrolleifer.

Die Fiktion der Kontrollierbarkeit dieser Seuche kann in der Schweiz nicht mehr aufrechterhalten werden. Massenveranstaltungen im Sport, Unterhaltung oder in der Kultur können nicht mehr legitimerweise durch den Staat seuchenpolitisch unterdrückt werden. Der Veranstalter soll sein Hausrecht wahrnehmen dürfen und sein Level an Hygiene durchsetzen und gegenüber seinen Gästen einfach deklarieren können.

→ lesen Sie dazu auch das grosse Interview in der NZZ vom 28.10.2020 und

→ Corona: fast ein Manifest 24.10.2020 als PDF herunterladen