Oetenbach

Das Kloster befand sich ursprünglich weit vor der Stadt an der Mündung des Oetenbachs in den See. Die Nonnen wurden reich und mächtig. Das neue Kloster bauten sie innerhalb der Stadtmauern, auf den Ausläufer einer alten Gletschermoräne. Aus dem Oetenbach’schen Kloster auf dem Hügel entstanden in der Reformationszeit die städtische Kornverwaltung, das Waisenhaus und das grosse Gefängnis.

Die nordwestlichen Mauern der Oetenbach’schen Anstalten liessen am steilen Ufer des Fröschengrabens nur wenig Platz für ein mickriges Graswieslein, Gestrüpp und einige Sträucher. Die grossen, schroff aufragenden, schweren Quadersteinmauern verdunkelten den Fröschengraben morgens noch lange. Abends im Winter reichten die Schatten der Oetenbach’schen Anstalten über die Papierwerd hinaus bis zum Mühlesteg.

Mathildes und Hanspeters Geschichte spielte sich beidseits des gedeckten Brückchens ab; am Mühlesteg und am linken Ufer des Stadtflusses. Das gedeckte Brückchen verband nämlich die Spitze der Papierwerdinsel und die Mühlesteghäuser mit dem linken Ufer. Der Fröschengraben mündete direkt unterhalb des gedeckten Brückchens in den Fluss. Diese mittelalterliche, hölzern knarrende, schmale Brücke war durch ein Schindeldach gedeckt. Die alten Männer konnten dort auch bei Regen im Trockenen stehen und fischen. Das gedeckte Brückchen besass einen eigenen Geruch von Holz und modrigem Wasser.

Am linken Ufer des Stadtflusses, beim gedeckten Brückchen, stank es, wenn es heiss war, zwischen den kalten, feuchten Mauern des Oetenbachs und dem Fröschengraben. Dort in den Gebüschen sollen in der Dämmerung und der Nacht Hurenfrauen mit Männern rumgemacht haben, schöne Frauen, mit Mascara und Kajal geschminkt, mit mehrlagiger weisser Unterwäsche, die unter den farbigen Röcken flauschig sichtbar gewesen sei. Als Hanspeter und Mathilde Scherer Kinder waren, mussten diese Frauen nicht mehr im Freien arbeiten; sie arbeiteten zu dieser Zeit schon in der Rache des Vaters.

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