Echyma: eitrig infizierte arterio-venöse Stichstellen

Echymata werden bei Drogeninjektionskonsumenten an den Leisten und am Hals gesehen. Solche arteriovenöse Wundernetze sind schwammartige Knoten oder Einziehungen, welche durch oft wiederholtes Anstechen einer grossen, neben einer Arterie liegenden Vene entstehen können. Durch auslaufendes Blut und Eiterbakterien entzündet sich das umliegende Bindegewebe und quillt auf. Wenn sich keine Eiterhöhle, kein abgekapselter →Abszess, bildet, wenn die Entzündung chronisch, quasi auf kleiner Flamme, im Bindegewebe weitermottet, spriessen feine Gefässe aus den Arterien und Venen und bilden darin ein Wundernetz. Fixer finden mit ihrer Nadel dort in der Lochschwäre zunehmend einfacher einen bluthaltigen Zugang.

Echymata sind immer mit Eitererreger infiziert. Fast immer haben Junkies mit einem Echyma auch eine Herzklappenentzündung, eine Endokarditis. Früher oder später sterben heroinabhängige Injektionsdrogenkonsumenten daran fast immer. Fast immer breitet sich Eiter aus einem Echyma in der Leiste mit der Schwerkraft entlang der Venen nach unten aus. Am Fussrücken, den Knöcheln oder Unterschenkeln entsteht ein rot und eitrig geschwollenes Feuerbein, ein Erysipel. Vor den Schienbeinknochen brechen dann häufig prätibiale Ulcera auf, handflächengrosse Geschwüre, welche kaum noch abheilen.

Noch schlimmer trifft es Fixer, die in den Hals stechen und dort zwischen der jugulären Arterie und Vene ein Echyma entstehen lassen. Der mit Staphylokokken verseuchte Eiter läuft dann hinter dem Brustbeinknochen zwischen den beiden Lungenflügeln ins bindegewebige Lager von Herz und den grössten Adern des Körpers. Diese Eiteransammlungen nennt die Medizin Empyem.

„Ubi pus ibi evaqua: Wo Eiter ist, dort entleere“, sagten schon die Ärzte des Mittelalters. Oder ist der Spruch noch älter? Eiter muss immer aus dem Körper abfliessen, sonst vergiftet er ihn. Die Selbst-Heilkräfte des Körpers sind unglaublich. Mehr als einmal habe ich gesehen, wie sich der Eiter eines Mediastinal-Empyems sich durch das Brustbein hindurch selbst einen Weg ins Freie gebahnt hat.