Eine Epidemie ist eine Seuche. Epidemie bedeutet die Ausbreitung einer Krankheit oder eines Krankheitserregers über ein Gebiet oder in (einem Teil) einer Bevölkerung. Von einer Pandemie spricht man, wenn sich eine Epidemie weltweit ausbreitet. Beispielsweise breitete sich HIV/Aids oder Hepatitis C pandemisch aus und Grippeviren (Influenza) verursachen jährlich eine mehr oder weniger gefährliche Pandemie.
Eine Epidemie und auch eine weltweite Pandemie verläuft zeitlich glockenförmig. Zuerst sind es wenige, einzelne und unbemerkte Fälle. Jeder Infizierte steckt je nach Virus durchschnittlich mehr als eine (oder im günstigen Fall weniger als eine) weitere Person an. Die Epidemie / Pandemie breitet sich in der ersten Phase immer mit einem exponentiellen Anstieg der Fallzahlen aus. Bei der aktuellen Corona-Pandemie verdoppelte sich die Zahl der Infizierten etwa alle drei bis vier Tage. Heute (26.3.20) erscheint dieser Verdoppelungstrend schon deutlich verlangsamt worden zu sein. Möglicherweise sind Verhaltensänderungen der Menschen wirksam geworden. Wenn in einer Bevölkerung viele Menschen schon infiziert sind, sinkt die Zahl der Neuansteckungen natürlich auch. Wer immun ist durch vorangegangene Infektion oder durch Impfung, steckt sich nicht mehr an.
In der Frühphase einer Epidemie / Pandemie können Infektionsherde eingegrenzt (Containment) und isoliert (Quarantäne) werden. In der Frühphase der Epidemie / Pandemie ist es darum entscheidend so viele möglicherweise angesteckte Personen wie möglich zu testen: Testen, Testen, Testen. Alle möglicherweise angesteckten Kontaktpersonen müssen gefunden (Kontakttracing), getestet und in Quarantäne gebracht werden.
Zweite Phase: Wir sind heute (26.3.20) nicht mehr in der Frühphase der Epidemie / Pandemie. Wir nähern uns dem Höhepunkt der glockenförmigen Kurve. Die Kurve der Zahl der Todesfälle hinkt bei der Covid-19-Pandemie wenige Tage nach. Die Testkapazitäten sind in der Schweiz fast verfünfacht worden. Trotzdem macht es jetzt keinen Sinn mehr, Einzelfällen hinterherzurennen und Kontakt-Tracing zu machen. Jetzt brauchen wir die Testkapazitäten für klinische Entscheidungen. Ist der Patient mit Husten wirklich ein Corona-Patient oder blockiert er nur ein Spitalbett im Notfall oder gar auf der Intensivstation. Bei allen Entscheidungen im Spital kann es notwendig sein, zu wissen, ob ein Patient mit SARS-CoV-2 infiziert ist oder nicht.
Dritte Phase: Eine Verlangsamung oder Rückgang und Stopp der Ausbreitung wird durch Verhaltensänderung oder durch Immunität der Menschen erreicht. Die wärmeren Temperaturen im Frühjahr scheinen auf die Ausbreitung der Coronaviren keinen Einfluss zu haben. Je weniger Fälle von Neuinfektionen auftreten, desto wichtiger wird wieder ihre Entdeckung und das Kontakt-Tracing. Erneut ist ein rigoroses Containment notwendig. Ein gefährlicher Erreger wie Sars-CoV-2 muss solange verfolgt werden, bis seine letzten Infektionsherde eliminiert worden sind. Quarantäne-Massnahmen könnten also auch in den nächsten Monaten mehr oder weniger punktuell oder ausgedehnt nötig sein. Im Mai könnte ein serologischer Schnelltest verfügbar werden. Er zeigt einigermassen kostengünstig, ob jemand infiziert war und immun ist.
Immunität: Je mehr Menschen Antikörper gegen das Corona-Virus haben, desto weniger neue Wirte kann der Erreger finden. Wie gesagt, kann ein Mensch im Heilverlauf einer Erkrankung oder durch Impfung Antikörper bilden und Immunität (Abwehrkraft) erwerben. Eine routinemässige Impfung gegen Corona-Viren ist vor Herbst 2020 nicht zu erwarten.