Spritzengeilheit: Patientenfrage vom Feb 8

Mir gefällt Ihre Seite und wie sie schreiben. So möchte ich sie um Rat fragen. Mir raucht der Kopf! Nach 7 Jahren Heroinabhängigkeit i.v. (trotz Substitution) und Beendigung der Langzeitentwöhnung im Mai 2006 wurde ich fast sofort rückfällig….(Bei mir wurde ein ausgeprägtes ADHS diagnostiziert, seit ich Ritalin bekomme hat sich der Suchtdruck stark verringert) Habe schnell reagiert, nach etwa 3 Wochen habe ich stationär vom Heroin entgiftet. Ich war deprimiert, enttäuscht von mir selbst und habe mir selbst nicht mehr vertraut. Da ich auf keinen Fall wieder in mein altes Leben zurück wollte, habe ich angefangen Subutex zu nehmen – Damit bin ich bis jetzt auch immerhin schon über 1 1/2 Jahre ohne Heroin-Rückfall klargekommen. Inzwischen traue ich mir zu, mein Leben ohne diese Droge zu führen, zumal ich die gestiegene Lebensqualität zu schätzen weiß und auch nicht mehr die Kraft für den Beschaffungsstress etc. hätte.
Mein Problem: 1. Die Subutexdosis hat sich bis jetzt langsam von 1 auf 8 mg/d gesteigert 2. Ich konnte meine Nadelgier nicht abstellen und injiziere das Subutex. Jetzt habe ich einen Aufnahmetermin zur stationären Entgiftung, am liebsten möchte ich nichts mehr nehmen und frei sein. Mein Plan war ursprünglich, bis auf Null herunterzugehen…aber ich fürchte, da habe ich mir wohl zu viel vorgenommen. Aus Erfahrung weiß ich, dass die Entzugssymptomatik mehrere Monate anhalten kann Ich bin froh und dankbar dass ich bis jetzt die Finger vom Heroin lassen konnte, diesen Erfolg möchte ich nicht gefährden.
Was würden sie mir raten bezüglich der Zielsetzung für den Aufenthalt?
Ganz auf Null oder lieber Dosisreduktion und im Herbst erneute Entgiftung
Haben sie Erfahrung, was ich gegen meine Spritzengier machen kann? Das ist kein Scherz, sondern bitterer Ernst. Ihre Antwort wäre mir eine große Hilfe, ich merke, dass sie sich gut auskennen.
Das mit dem Spritzen mag ich im Krankenhaus nicht erwähnen, stellt aber glaube ich mein größtes Problem dar!!!

Möglicherweise sind alle Ihre anderen Probleme grösser als die Opioidabhängigkeit.
Eine (stationärer) Opioidentzug kann Ihre Situation kaum verbessern. Die Chancen auf dauernde Opioidabstinenz sind bei allen langjährigen Opioidabhängigen kleiner als 5 Prozent. Fast alle werden innerhalb von spätestens 10 Jahren wieder abhängig.
Nehmen Sie weiterhin langzeitig Subutex und packen Sie alle Ihre anderen Probleme! Vielleicht müssen Sie die Subutex-Dosis verdoppeln oder vervierfachen (Maximaldosis 32 mg Tag). Die Flash-Wirkung von gespritztem Subutex wird durch eine höhere Dosis noch mehr blockiert.
Ich vermute, dass Ihre Spritzengeilheit weniger mit einer opioiden Flash-Wirkung zu tun hat als mit den Druckgefühlen, welche mit Ihrer ADHS-Symptomatik zu tun hat. Haben Sie sich auch anders durch Verletzungen Beruhigung zu verschaffen versucht? Schneiden oder schnitten Sie sich?
Möglicherweise muss Ihr behandelnder Arzt diese sogenannte Mutilationstendenz mit Ihnen angehen.