Die Behandlung von Sucht ist meist nicht nachhaltig wirksam und manchmal sogar schädlich. Der Nutzen einer auf Abstinenz ausgerichteten Therapie der Sucht muss für jede Droge und für jeden Patienten aber individuell betrachtet werden. Beispielsweise ist Opioidabhängigkeit eine chronische Krankheit, die durch Behandlung kaum geheilt werden kann.
- Der Konsum und die Abhängigkeit von Nikotin kann durch therapeutische Interventionen oder durch Anstrengungen von Seiten der Hausärzte deutlich beeinflusst werden. Sonst können psychotherapeutische Behandlungen für die Behandlung von Substanzabhängigkeiten, wenn überhaupt, nur kurzfristige Wirksamkeiten nachweisen.
- Sogenannte Contingency Based Therapies CBT können den Konsum von Kokain bei Abhängigen vermindern. Die Nachhaltigkeit dieser Behandlungen und dauerhafte Kokainabstinenz wurden nie bewiesen. Der Effekt von CBT beträgt maximal 30%. Wie alle Psychotherapien benötigt CBT erhebliche Mittel an hochqualifiziertem Personal und ist deswegen sehr teuer. CBT ist nicht massentauglich.
- Ob Enthaltsamkeit von Alkohol durch Therapie dauerhaft bewirkt werden kann, ist umstritten. Aber bei Alkoholabhängigkeit ist für die Sterblichkeit das Ausmass des gesamten Konsums entscheidend. Jede Zeit ohne Alkohol ist ein Gewinn für die Gesundheit. Alkoholentzugsbehandlungen sind deshalb sinnvoll, auch wenn sie keine Heilung der Sucht bewirken. Die Reduktion der Gesamtdauer und damit des gesamten Quantums des Alkoholkonsums ist ein sinnvolles therapeutisches Ziel. Die schlechten Aussichten bei der Vermeidung von Rückfällen sind bei Alkoholabhängigen weniger entscheidend als bei Opioidabhängigkeit.
- Der Cannabiskonsum kann durch therapeutische Massnahmen und Interventionen kaum beeinflusst werden. Stationäre Therapien allein wegen einer Cannabisabhängigkeit sind teurer wirkungsloser Unsinn.
- Bei einer chronischen Opioidabhängigkeit ist es ein Kunstfehler, auf Entzug und Enthaltsamkeit zu drängen. Bei Opioidabhängigkeit und insbesondere bei der Heroinabhängigkeit gibt es keine überzeugenden Belege, dass die Quote der Abstinenz therapeutisch überhaupt erhöht werden kann.
Aber bei Opioidabhängigkeit ist die Zeit der Abstinenz potentiell gefährlich. Auch noch viele Jahre nach dem Entzug sterben Süchtige durch Überdosis bei einem Rückfall häufig. Stationäre und ambulante Entzugsbehandlungen verursachen so eine Übersterblichkeit um den Faktor drei bis vier. Das sind dreihundert bis vierhundert Prozent mehr Todesfälle! Allein schon im ersten Jahr sterben 5% der Patienten.
Eine Behandlung, welche einen erheblichen Schaden und gar vermehrte Todesfälle erzeugt und zudem keinen dauerhaften Nutzen belegen kann, gilt als unethisch. Entzugsbehandlungen gegen Opioidabhängigkeit sind nicht evidenzbasiert und ethisch fragwürdig.