Tracking und Tracing 29.3.20

Tracking und Tracing bedeutet das Verfolgen einer Spur. Dieser Artikel skizziert Grundlagen zur Frage: Wie wollen die Behörden die weiterfahren, wenn weniger rigorose Kontrollmassnahmen notwendig werden.
  1. Die Benutzer von Mobil-Telefonen hinterlassen eine Datenspur, welche in Realtime oder im Nachhinein verfolgt werden kann. Das Verfolgen von Datenspuren wird Tracking genannt. Die anonymisierte Auswertung von Kontaktdaten kann den Behörden und der Forschung aus grossen Datenmengen gute Hinweise auf mögliche Risikoherde für Virus-Infektionen und potentielle Ansteckungsketten geben.
    Auch Userdaten von Suchmaschinen oder Gesundheits-Apps können aus grossen Datenmengen Karten von Infektionshäufigkeiten mit mehr oder weniger guter Vorhersagekraft für Infektionsherde zeichnen.
    Internet-basierte Umfragen ermöglichen in ähnlicher Weise, die Ausbreitung von Covid-19 fast in Realtime zu erfassen. Ein solches Tool wurde in Israel schon etwas erprobt und wird jetzt von den Berner Gesundheitsbehörden auch in der Schweiz propagiert (Covid-Tracker).
  2. Die nicht-anonymisierte Auswertung von Kontaktdaten wurde zur Terrorismusbekämpfung und zur Unterdrückung von Teilen der Bevölkerung in China und in Israel entwickelt und erprobt. Dieses Tracking von Mobiltelephonen erlaubt die Überwachung von Personen und ihrer Nähe zu anderen Menschen, in Echt-Zeit oder im Nachhinein. Diese Technik wird für das Containment von Corona-Infektionsherden benutzt.  Der Einsatz von nicht-anonymisiertem Tracking wird auch hierzulande diskutiert. Der Nutzen ist nicht bewiesen und unklar. Nicht-anonymisiertes Corona-Tracking ist in der Schweiz und in der EU illegal.

Das Verfolgen von Infektionsketten nennen Epidemiologen Kontakt-Tracing. Wenn in einer gefährlichen Epidemie verhältnismässig wenige Menschen mit einem Krankheitserreger infiziert sind, wenn viele Menschen sich mit einem gefährlichen Virus oder einem Bakterium anstecken könnten, müssen möglichst alle Infektionsherde eingegrenzt werden (Containment). Die Kontaktpersonen jedes Infizierten müssen gefunden und getestet werden. Sobald verfügbar, werden dabei nicht nur Abstriche mittels PCR getestet, sondern auch Blutserum, um Antikörper und Immunität gegen Coronaviren zu entdecken. Antigen-Tests wären für das Kontakt-Tracing wichtig, aber müssen noch entwickelt werden.

Kontakt-Tracing kann nicht anonymisiert erfolgen. Es handelt sich um eine gesundheitspolizeiliche Massnahme. Die Kompetenz für die Durchführung liegt bei den kantonalen Behörden (Kantonsärzte).

Wie wollen die Behörden das Kontakt-Tracing durchführen?

Diese Frage muss diskutiert werden, denn sie zielt darauf, wie wir uns in unserer Gesellschaft bewegen werden und uns noch begegnen können. (beachten Sie dazu den Diskussions-Beitrag Ende der Quarantäne???)