Eugenik? Nein, wir müssen den Gegensatz von Freiheit und Sicherheit diskutieren

ASe/4.12.20: Die Schweizer Historiker Jakob Tanner, Flurin Condrau und Beatrice Ziegler erheben einen moralisierenden Pauschalvorwurf der Euthanasie. Sie erkennen in der Schweizer Geschichte und neuerdings auch in der Schweizer Corona-Politik Züge «jener Eugenik, die in den 1930er-Jahren auch in der Schweiz weitverbreitet war». «Andererseits beurteile sie bestimmte Gruppen als minderwertig.» Die Schweiz nehme es in Kauf, «eine höhere Zahl an Menschen der Altersgruppe der 65-Jährigen und Älteren zu verlieren, um einen Lockdown im strengen Sinn landesweit zu verhindern».

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Die Diskussion um den Gegensatz von Freiheit und Sicherheit mit dem Euthanasie-Vorwurf abzuwürgen ist unfair. Man braucht kein Utilitarist zu sein, um diesen Gegensatz zwischen Sicherheit und Freiheit erkennen zu können. Das gilt nicht nur in Bezug auf Covid-19. Politisches Entscheiden und Handeln hat oft Folgen für die Sterblichkeit. Das Vermeiden von  mehr Todesfällen durch Übergewicht, Alkoholkonsum, Tabakkonsum, Strassenverkehr oder Einsamkeit würde höhere Kosten in Form von Geld oder Freiheit verursachen. Die strukturalistische Geschichtswissenschaft stellt Fragen zu Ursache und Wirkung nicht und gibt darum keine Antworten auf die entscheidende Frage der Politik: Was tun? Man braucht kein Marxist zu sein, um auf die Frage, was zu tun ist Antworten zu fordern. Das gilt gerade auch in Corona-Zeiten.