Die schweizerischen «Heroinversuche» waren wissenschaftliche Untersuchungen an opioidabhängigen ambulanten Patienten im Rahmen der eidgenössischen Projekte zur Verschreibung von Betäubungsmitteln (ProVE).
Den ProVE-Projekten zugrunde lag eine Analyse der vorhandenen wissenschaftlichen Weltliteratur von Annie Mino und ein detaillierter Versuchsplan des Vereins Schweizerischer Drogenfachleute VSD zur diversifizierten Drogenverschreibung und Drogenabgabe. Unter dem Eindruck der katastrophalen Zustände in den Drogenszenen in Zürich (Platzspitz), Bern (Kocherpark) und anderen Schweizer Städten stellte 1991 das Bundesamt für Gesundheitswesen BAG mit Margret Rihs-Middel und Vizedirektor Bertino Somaini unter Bundesrat Flavio Cotti die Weichen für Versuche mit einer diversifizierten Drogenabgabe. In 8 Polikliniken und 13 Projekten wurden Untersuchungen durchgeführt mit
- Heroin in gespritzter, geraucht inhalierter (Sugaretten) und schluckbarer Form
- Methadon in geschluckter und gespritzter Form
- Morphin (Morphium) in geschluckter und gespritzter Form
- Kokain in gerauchter Form (Cocqueretten)
Die Heroinversuche mit Heroinabgabe waren sehr erfolgreich. Die Versuchsteilnehmer reduzierten ihre gefährlichen und problematischen Verhalten drastisch. Sie wurden viermal weniger krank, sie wurden viermal weniger polizeilich auffällig, sie lebten so normal, wie es die sehr einschränkenden Bedingungen der Heroinversuche es erlaubten. Nach dem Ende der Versuchsphase wurden die Behandlungen dauerhaft weitergeführt. Niemals waren mehr als 3 Prozent der Opioidabhängigen in den Heroinbehandlungen. Die Heroinbehandlungen hatten keine quantitativ erhebliche Wirkung zur Verminderung der in den 1990er-Jahren extremen Drogenprobleme in der Schweiz.