Das Seelenheil ist nicht das erste Ziel der Medizin. Ärzte sind keine Priester. Drogenfreiheit, Abstinenz, Enthaltsamkeit sind nicht die ersten Ziele in der Behandlung eines Süchtigen. Auch Suchtmedizin und Psychiatrie müssen sich als Teil der Medizin und das Leben selbst als höchstes Gut begreifen.

Jeder der sein Seelenheil höher als sein Leben werten will, darf dies tun. Wer von seinem Nächsten fordert, abstinent zu leben, muss wissen, dass er ihn in Lebensgefahr bringen kann. Opioidabhängige können nur in seltenen Fällen dauerhaft auf Heroin oder andere Opioide verzichten. Ohne Methadon oder Behandlung mit einem anderen Opioidagonisten ist ihre Sterblichkeit und Anfälligkeit für Gesundheitsschäden vierfach (400 Prozent!) erhöht. Abstinente vermeintlich ehemalige Heroinsüchtige sterben viermal häufiger als Menschen mit einer stabilen täglichen Methadondosis. Ich weiss eigentlich auch nicht weshalb Methadon das Seelenheil beschädigen soll. Die Nebenwirkungen der meisten Psychopharmaka sind vergleichbar stark.