Sucht ist das korrumpierte Belohnungssystem

Dieses grausame Tiermodell funktioniert mit elektrischen Reizen, Heroin, Kokain und allen Suchtdrogen:

Schalter des Belohnungssystems
Schalter des Belohnungssystems

Getrieben von seiner Sucht nimmt der Süchtige Krankheit und Tod auf sich. Kein nettes Zureden und auch keine Gewalt, nichts, wirklich nichts, kann ihn stoppen. Er braucht den Stoff.

Das anatomische Substrat unseres Belohnungssystems liegt in der Hirnbasis. Alle süchtig machenden Drogen wirken dort, auf die mesolimbische Dopaminbahn. Suchtdrogen machen, dass dieses mesolimbische System an seinem Endpunkt, dem Nucleus accumbens, Dopamin ausschüttet. Auch die körpereigenen Belohnungsstoffe, die Endorphine, Noradrenalin oder GABA wirken stimulierend auf die mesolimbische Dopaminbahn.

Mesolimbische Dopaminbahn
Mesolimbische Dopaminbahn

Dopamin-Freisetzung im Nucleus accumbens ist die allgemeine Währung, der Goldstandard unseres Gehirns. Johann Wolfgang von Goethe formulierte einst: „zum Golde drängt doch alles, ach wir Armen“. Sigmund Freud sah im Sexuellen, die Triebfeder jedes menschlichen Tuns. Beide hatten nur ein bisschen recht. Denn ich aber sage: „zur Dopamin Ausschüttung im Nucleus accumbens drängt uns alles, ach wir Armen“!

Im Ominconnected Brain, einem Gehirn, in dem jede Nervenzelle mit irgendeiner beliebigen anderen Nervenzelle über höchstens fünf weitere Stationen verbunden ist, ist kein Gedanke möglich, der nicht seine Berechtigung am Belohnungssystem überprüft. Jede Motivation ist mit dem Belohnungssystem verbunden: Die Motivation für die Suche nach Nahrung, Trank, Wärme, Sex, Schmerzfreiheit, Schönheit, Wahrheit, ja, auch der richtigen Lösung einer mathematischen Aufgabe, entscheidet sich durch Dopamin-Ausschüttung am Nucleus accumbens, an der Basis des Grosshirns.

Das Belohnungssystem sichert so unser Überleben als Individuum und als Art. Wegen dem Belohnungssystem suchen wir täglich und jederzeit nach allem was wir brauchen, so wie jedes andere Säugetier auch. Sogar Fische haben ein urtümliches Belohnungssystem.

Aber Sucht ist menschlich. Sucht ist ohne menschliches Wirken nicht möglich. Sucht entsteht durch von Menschen gemachte Bedingungen, beim Versuchstier im Laborversuch und bei uns Menschen in unserem Alltag.

Sucht ist das korrumpierte Belohnungssystem.

Sucht ist eine relativ neue Bedrohung der Menschheit. Die meisten Süchte waren früher nicht oder nur sehr wenigen möglich. Viele Suchtmittel sind heute überall und jedem Menschen zugänglich. Sucht muss gerade heute wieder diskutiert werden. Denn wir alle sind betroffen.