Notwendiger Blick auf die Religion

Jeder Mensch steht im Abbild des Höchsten. Gerechtigkeit ist das eine, aber Selbstgerechtigkeit das andere.

Zu Recht weist ein christlicher Priester auf die Religion als kräftige Wurzel des Antisemitismus. Mohammed selbst hat gegen die Juden Krieg geführt und sie verdammt. Zu Unrecht weist der Generalvikar des Bistums Chur nur auf den Islam. Christentum und Islam haben sich beide in der Auseinandersetzung mit dem Judentum entwickelt, oft bösartig und tödlich. Am Hals des christlichen Gläubigen baumelt ein Kreuz, das christliche Symbol des zu Tode gefolterten Juden, in dessen Namen die Juden zwei Tausend Jahre lang als Opfer benutzt wurden. Die Schuld welche wir bei anderen erkennen, weist im Kern auf unsere eigene Schuld. Besser wäre es, das Versagen des eigenen Denkens und Handeln zu erkennen.

Wir Juden feiern den Auszug aus Ägypten als Befreiung des jüdischen Volkes aus Sklaverei und Unterdrückung. Eine alte Tradition feiert das Recht und die Befreiung jedes Menschen! Oft feiern wir an Pessach und Purim aber auch mit Häme und Schadenfreude die Erniedrigung und Vernichtung der Feinde des Jüdischen Volkes.

Es reicht auch nicht, sich von jeder Religion loszusagen. Die Aufklärung hat sich nicht zuletzt auch in der Auseinandersetzung mit dem Judentum entwickelt. Die Judenfrage war der Prüfstein so mancher Ideen zur Befreiung des Menschen und wurde oft genug judenfeindlich beantwortet. Auch der politische Zionismus wollte diese Frage endgültig beantworten. Das Versagen des Staates Israel gegenüber dem Judentum und noch mehr gegenüber allen seinen Menschen ist unerträglich.