Die vorliegende Platzspitz-Chronik entstand bei der Arbeit am Buch «Das blutige Auge des Platzspitzhirschs»
zu bestellen im Verlag Elster&Salis.
1951 | Durch die Revision des Bundesgesetzes über die Betäubungsmittel und die psychotropen Stoffe (Betäubungsmittelgesetz, BetmG) konnten Heroin und Kokain medizinisch in der Schweiz praktisch kaum noch verwendet werden. Morphin und Kokain wurden einer verschärften Rezeptpflicht unterstellt. Der vordem legale Handel mit Heroin und Kokain wurde aufgrund ausländischen Drucks eingestellt. |
20.04.1961 | Das Einheits-Übereinkommen über die Betäubungsmittel, welches den internationalen Verkehr von Drogen regelt, wurde von der Schweiz unterzeichnet. In der Sorge um die körperliche und sittliche Gesundheit der Menschheit werden in diesem internationalen Pakt der Drogenkrieger die Mittel zur Bekämpfung und Unterdrückung der Betäubungsmittelsucht aufgezählt und zwischen den Staaten abgestimmt. |
1965 | Das Ehepaar Vincent P. Dole und Mary E. Nyswander führen nach umfangreichen wissenschaftlichen Untersuchungen Methadon in die Behandlung von Heroinabhängigen ein |
1967 | Das Hepatitis B Virus HBV wird entdeckt |
29.06.1968 | Globuskrawall: In einer grossen Demonstration fordern linke Gruppierungen die Einlösung eines politischen Versprechens aus den fünfziger Jahren: Die Errichtung eines selbstverwalteten autonomen Jugendhauses Zürich AJZ wird gefordert. Die Demonstration endet mit Gewalttätigkeiten. Die Polizei vermutet Drogenkonsum als Ursache der Gewalt |
1972 | Robert Newman führt doppelblinde randomisierte Versuche mit Methadon bei Heroinabhängigen in Hongkong durch. Resultat: Wer kein Methadon mehr erhält stirbt früher oder später an den Folgen illegalen Drogenkonsums |
1972 | Im AJZ im Lindenhof-Bunker an der Uraniastrasse werden Heroinabhängige und das Spritzen von Drogen toleriert. Ende des Jahres wurde der erste offizielle Drogentote in Zürich registriert. Er starb an einem Atemstillstand nach einer ungewohnt hohen Dosis Heroin |
1975 | Die Revision des Betäubungsmittelgesetzes erlaubte neu auch die Bestrafung des Konsums von Betäubungsmitteln wie Heroin, Kokain, Cannabis und LSD. Die Konsequenz des drogenpolitischen Kompromisses von 1975: Die Süchtigen wurden entweder der Entzugs- und Abstinenztherapie oder einer Strafe zugeführt. |
1975 | 1975 starben gemäss Polizeistatistik bereits 52 Menschen an Überdosis |
1978 | Das Hepatitis A Virus HAV wird entdeckt |
14.12.1979 | Der Zürcher Nationalrat Moritz Leuenberger fordert mit einer Motion die kontrollierte Drogenabgabe |
30.05.1980 | Mit den Opernhauskrawallen beginnen die Zürcher Unruhen |
1980 | Hepatitis B Impfung wird erprobt und kommt ab 1982 in der Schweiz regulär auf den Markt |
Wer das blutige Auge des Platzspitzhirschs in den 80er-Jahren rot aufgemalt hat, konnte ich nicht ausfindig machen. Das blutige Auge des Platzspitzhirschs ist Quelle von verschiedenen Geschichten und Titel meines Buches, welches im September 2020 im Verlag Elster&Salis, Zürich erschienen ist | |
1980/81 | Im AJZ auf dem Areal des heutigen Fernbus-Bahnhofs wird ein illegaler Fixerraum toleriert. Dutzende von Fixern stecken sich in dieser Zeit unbemerkt mit HIV an. Aids und dessen Erreger HIV sind noch unbekannt |
1.9.1982 | Der einflussreiche Financier Hans Konrad Rahn fordert in einem grossen Artikel in der NZZ die Heroinverschreibung und einen medizinisch normalisierten Markt |
1983 | Luc Montagnier entdeckt HIV, den Erreger von Aids |
Apr 1985 | Im Drogenbulletin 1/85 bezeichnet der Zürcher Kantonsarzt Gonzague Kistler die Abgabe von Spritzenmaterial an Süchtige als illegal und droht fehlbaren Ärzten und Apothekern mit Konsequenzen bis zum Entzug der Praxisbewilligung |
1.5.1985 | André Seidenberg erkundigt sich bei der Gesundheitsdirektion und bei der Ärztegesellschaft des Kantons Zürich über die medizinische und rechtliche Zulässigkeit des kantonsärztlichen Erlasses. Formulierung eines Strategiepapiers zur Abgabe von Spritzen an Fixer zuhanden des Vereins unabhängiger Ärzte VUA |
22.6.1985 | Hans Kind, Urs Voser und Bernhard Gehrig veröffentlichen medizinische und juristische Gegenargumente zur Meinung des Kantonsarztes in der Neuen Zürcher Zeitung NZZ |
2.9.1985 | André Seidenberg erklärt gegenüber der Gesundheitsdirektion, dass er weiterhin steriles Injektionsmaterial an Drogenabhängige verschreiben und abgeben werde. Zudem ruft er seine ärztlichen Kollegen öffentlich zur Selbstbezichtigung wegen der Spritzenabgabe auf. 360 Ärzte unterschreiben diesen Aufruf |
25.9.1985 | Pressekonferenz der VUA zur Spritzenabgabe: Ärztliche Verantwortung in der Drogenpolitik. André Seidenberg schreibt an die Justizdirektion Kanton ZH, Staatsanwaltschaft, Bezirksanwaltschaft, Stadtpolizei Kantonspolizei und die Gesundheitsdirektion und erklärt deren Vorgehen als unzulässig. DRS aktuell vom 25.09.1985: Bericht über Spritzenabgabestreit. Helen Issler, Ursula Schniepper, Christian Lipp. Interview mit André Seidenberg vom Hirschenplatz . Pressekonferenz der VUA. Interview mit dem Infektiologen des Universitätsspitals Dr. Ruedi Lüthi, in welchem dieser Zweifel äussert, dass Spritzentausch eine wichtige Ursache von HIV-Infektionen bei Drogeninjektionskonsumenten darstellten, da doch «die meisten sich prostituieren». |
1985 | In den Notschlafstellen im Seefeld und an der Zollstrasse werden sterile Spritzen verteilt. Die Angestellten und die Ärzte Andreas Roose und André Seidenberg ignorieren damit die Weisung der Vorsteherin des Sozialdepartementes Emilie Lieberherr. Im Spätherbst lässt sich Lieberherr überzeugen und vertritt seither vehement eine Drogenpolitik der Schadenminderung |
1985 | Robert Hämmig veröffentlicht sein Giftscheinmodell, einen Plan zur kontrollierten Abgabe von Betäubungsmitteln inklusive Heroinabgabe |
Jan 1986 | Die Zürcher Gesundheitsdirektion und die Psychiatrische Universitätsklinik veröffentlichen Richtlinien für die Abgabe von Spritzen und Nadeln an Süchtige. Dem Kantonsarzt namentlich gemeldete Patienten hätten mit dem Fixerpass eine einzige Spritze und Nadel pro Woche beziehen dürfen |
10.6.1986 | Barbara Lander erhält für die im Drogenbereich in Zürich tätigen Vereine keine Bewilligung, auf dem Platzspitz oder Hirschenplatz eine gesundheitsprophylaktischer Informationsnachmittag genannte Veranstaltung durchzuführen |
4.7.1986 | Inserat im Tagblatt: «Sehr geehrter Herr Polizist, darf ich Sie dringend bitten, frische Spritzen von Fixern nicht mehr einzuziehen. Die Wegnahme von sterilen Spritzen ist gesetzwidrig und möglicherweise sogar strafbar; nachweislich wird Leib und Leben der Fixer bedroht und durch ansteckende Viren wird die Gesundheit des Volkes gefährdet» Gleichentags fiel das sogenannte Spritzenabgabeverbot. Polizei und Justiz sahen sich ausserstande ein Verbot für sterile Injektionsutensilien aufrechtzuerhalten. |
Jul 1986 bis Feb 1992 | Die Polizei macht von Juli 1986 bis Februar 1992 auf dem Platzspitzareal keinen regulären Ordnungsdienst. Der Park wird sukzessive zum «Needle-Park», zur schlimmsten Drogenszene Europas |
6.9.1986 | Barbara Lander und Theo Bünzli von der Zürcher Arbeitsgemeinschaft für Jugendprobleme ZAGJP eröffnen einen Kiosk am Platzspitzeingang zwischen Limmat und Landesmuseum |
14.11.1986 | Eröffnung Krankenzimmer für Obdachlose KFO an der Badenerstrasse in einem ehemaligen Polizeiposten der Stadt Zürich. Heute heisst es Ambulatorium der Stadt Zürich und befindet sich an der Kanonengasse |
3.12.1986 | Artikel der Gutachter und Strafrechtler Strathenwert und Wehrle der Schweizerischen Ärztezeitung vom 3.12.1986 über die unzulässige Praxis bezüglich Arztgeheimnis und staatliche Aufsicht im Kanton Zürich |
1986 | eröffnete die Stiftung Contact an der Münstergasse 12 in Bern das weltweit erste Fixerstübli als „Antwort auf die Repression, Ausgrenzung und Kriminalisierung von Drogenabhängigen“. Erstmals konnten dort Drogenabhängige geschützt, mit medizinischer und sozialer Betreuung unter hygienischen Bedingungen ihren mitgebrachten Stoff konsumieren. Der Arzt Robert Hämmig und der Sozialarbeiter Jakob Huber haben die Drogenarbeit in Bern seit dieser Zeit bis heute geprägt |
1986 | André Seidenberg fordert öffentlich Konsumlokale für eine diversifizierte Opiatabgabe inklusive Heroinabgabe |
1986-1988 | André Seidenberg streitet in rund einem Dutzend rechtlichen Verfahren um die Spritzenabgabe, Methadonbehandlungen und seine Praxisbewilligung |
9.6.1987 | Methadonrichtlinien 1987: Richtlinien zur Behandlung Betäubungsmittelabhängiger mit Methadon vom 9.Juni 1987: «Es gibt kein Recht auf Behandlung mit Methadon». Viele Aidskranke Heroinabhängige müssen drei Monate warten, bis die Indikation zur Methadonbehandlung vom Sozialpsychiatrischen Dienst aus palliativen Gründen bestätigt wird. Viele sterben schon vorher |
1987 | Der Verein Schweizerischer Drogenfachleute VSD fordert mit seinen Perspektiven einer neuen Drogenpolitik die ärztlich kontrollierte Opiatatabgabe: Angebote zum Schlucken, Inhalieren und zum Injizieren von Opioiden und Kokain |
Dez 88 | Peter Grob und Werner Fuchs eröffnen das Zürcher Interventions-Pilotprojekt ZIPP-Aids in der ehemaligen Bedürfnisanstalt, den öffentlichen Toiletten, des Platzspitz-Parkes. In den knapp zweieinhalb Jahren bis zur Schliessung des Platzspitzparkes wurden durch ZIPP-Aids 7 Millionen Spritzen und 9 Millionen Nadeln abgegeben, zeitweise 10‘000 pro Tag |
1988 | Das Hepatitis C Virus HCV wird entdeckt; vorher hiess die Krankheit Non-A-Non-B-Hepatitis |
11.05.1989 | Die grosse Reportage von Gertrud Vogler und André Seidenberg in der Weltwoche mit dem Titel „Ich bin Elvis Presley. Habe ich Aids?“ löst eine auch internationale Welle der Berichterstattung über den Platzspitz und die Zürcher Drogenprobleme aus |
22.05.1989 | André Seidenberg stellt bei der Gesundheitsdirektion ein Gesuch um Bewilligung einer diversifizierten Opiatabgabe. Das Gesuch wird ohne fachliche Prüfung am 26.7.1989 abgelehnt |
12.07.1989 | Peter Albrecht, der Strafgerichtspräsident von Basel und André Seidenberg werden von Emilie Lieberherr als Drogenfachleute zum Referat und Hearing vor dem Stadtrat von Zürich eingeladen. Die Vorsteherin des Zürcher Sozialamtes wollte endlich die Mehrheit des Stadtrates für ihre neue Drogenpolitik gewinnen |
19.06.1989 | Die Motion Günther fordert im Nationalrat erneut eine kontrollierte Drogenabgabe |
31.08.1989 | Der Stadtrat von Zürich hat in einem Strategiepapier auf Betreiben der damaligen Vorsteherin des Sozialamtes, Frau Dr. Emilie Lieberherr, die kontrollierte Heroinabgabe postuliert. |
01.09.1989 | In der repräsentativen Umfrage der Boulevardzeitung Sonntagsblick wollen 49% der Schweizer eine ärztlich kontrollierte Drogenabgabe |
27.3.1990 | Streit mit der Gesundheitsdirektion wegen illegalem Meldeverfahren bei der Behandlung Betäubungsmittelabhängiger mit Betäubungsmitteln |
19.06.1990 | Die 10 drogenpolitischen Thesen des Zürcher Stadtrates enthalten die Forderung nach einer Heroinabgabe |
Sep 90 | Eine von der Genfer Psychiaterin Annie Mino, im Auftrag des BAGs erstellte Expertise zeigt, dass aufgrund der wissenschaftlichen medizinischen Weltliteratur ein Versuch mit diversifizierten Drogenangeboten unter gewissen Gesichtspunkten angezeigt erscheint |
Okt 90 | André Seidenberg veröffentlicht Diskussionsunterlagen mit praktischen Konzepten und Versuchsprojekten für die Kokainabgabe |
Nov 90 | Frankfurter Resolution der europäischen Städte fordert Versuche mit der Abgabe von Opiaten |
1990 | Detaillierter Versuchsplan des Vereins Schweizerischer Drogenfachleute VSD zur diversifizierten Drogenverschreibung und Drogenabgabe |
11.6.1991 | Methadonrichtlinien 1991 der Zürcher Gesundheitsdirektion: Im Kommentar bezeichnet der Kommissionsvorsitzende Methadon wird als Mittel zweiter Wahl und Abstinenz als oberstes Behandlungsziel |
30.11.1991 | Gründung der Arbeitsgemeinschaft für risikoarmen Umgang mit Drogen ARUD |
1991 | Der Schweizerische Bundesrat veröffentlicht das so genannte Vier-Säulen-Prinzip der Drogenpolitik mit Prävention, Therapie, Repression und Schadenminderung |
1991 | Das Bundesamt für Gesundheitswesen stellt mit Margret Rihs-Middel, Vizedirektor Bertino Somaini und Bundesrat Flavio Cotti die Weichen für Versuche mit einer diversifizierten Drogenabgabe unter dem Titel «Projekte zur Verschreibung von Betäubungsmitteln (Prove)» |
05.02.1992 | Der Platzspitzpark wird geräumt und für die Öffentlichkeit geschlossen. Die Drogenszene verlagert sich in die angrenzenden Quartiere um den Hauptbahnhof und wird von der Polizei monatelang herumgetrieben, bis sie auf dem Areal des stillgelegten Bahnhofs Letten weitgehend toleriert wird |
10.02.1992 | Arud eröffnet das erste Zürcher Opiatkonsum Lokal ZokL1 für eine niedrigschwellige Methadonabgabe, welche mit einem Stufenmodell gutintegrierten Patienten die wochenweise Mitnahme von Methadon nach Hause erlaubt |
21.10.1992 | Bundesrat beschliesst die Verordnung über die Förderung der wissenschaftlichen Begleitforschung zur Drogenprävention und Verbesserung der Lebensbedingungen Drogenabhängiger und damit Versuche der kontrollierten Drogenabgabe |
1992 | Die Methadonabgabe in Gefängnissen wird im Kanton Zürich Routine |
1993 | Der ProVe-Versuchsplan (Projekt zur ärztlichen Verschreibung von Betäubungsmitteln) wird von einer Arbeitsgruppe des Bundesamtes für Gesundheitswesen BAG ausgearbeitet. Acht Projekte mit insgesamt 13 Gruppen à 50 PatientInnen werden durch das BAG genehmigt |
29.11.1993 | Arud eröffnet die Poliklinik ZokL2 mit dem frauenspezifischen Projekt DDD-F. Der Versuchsplan des BAGs ermöglicht der Arud ein Projekt mit drei Versuchsgruppen mit je 50 Frauen: Methadon-, Morphium- und Heroingruppe |
10.01.1994 | Beginn der Suchtbehandlungen mit den drei vorgesehenen Opioiden im ZokL2. Nach der intravenösen Injektion von Morphium traten bei allen fünf involvierten Patientinnen unerwartet heftige Histaminreaktionen auf. Bei der Injektion von Methadon ergaben sich grosse Probleme mit den starken verwendeten Konzentrationen oder mit den grossen Volumina. ZokL2 Tagebuch 1 ZokL2 Tagebuch 2 |
18.02.1994 | Alle Behandlungen mit injizierbarem Morphium und Methadon werden im ZokL2 sistiert. Die Patient*innen werden in die Heroingruppe umgeteilt. Die Abgabe von Heroin wird weitergeführt und zeigt erste erfreuliche Resultate |
1994 | Illegaler Drogenkonsum ist 1994 in der Schweiz die häufigste Todesursache im mittleren Lebensalter (Überdosis, Aids, Hepatitis und septische Krankheiten). Mortalität: wissenschaftliche Auswertung des eidgenössischen Todesfallregisters des Jahres 1994; veröffentlicht NZZ 19.12.1996, S15 |
14.02.1995 | Das Areal des früheren Bahnhofs Letten wird polizeilich geräumt und weiträumig abgesperrt. Auch nach der Schliessung des Lettenareals zerstreute sich die Drogenszene nicht sofort. Die umliegenden Wohnquartiere waren noch Jahre lang schwer betroffen vom Drogenproblem. Im Rückführungszentrum in der ehemaligen Kaserne wurden nicht in Zürich wohnhafte Junkies inhaftiert und in die umliegenden Gemeinden und Kantone deportiert. Es waren immer wieder dieselben hundert Kunden |
20.3.1996 | auch die neuen Zürcher Methadonrichtlinien bezeichnen die methadonunterstützte Behandlung als Behandlung der zweiten Wahl. Entzugs- und Entwöhnungsbehandlung mit dem Ziel der Heroinabstinenz haben erste Priorität. Kommentar des Direktors der Sozialpsychiatrie Begleitbrief des Kantonsarztes |
1997 | wurden die hochwirksamen antiretroviralen Therapien HAART mit Kombination von drei Medikamenten allgemein erhältlich. HIV-Infektionen, Überlebende der Aidskatastrophe, konnten auch in der Praxis erfolgreich mit Dreierkombinationen von Medikamenten behandelt werden. |
1998 | Das Lehrbuch von André Seidenberg und Ueli Honegger: Methadon, Heroin und andere Opioide erscheint im Verlag Hans Huber in Bern. Übersetzungen erscheinen auf Französisch und Spanisch |
30.03.99 | André Seidenberg erstreitet vor Bundesgericht das Recht, seine todkranken opioidabhängigen Patienten auch in der Hausarztpraxis oder zuhause mit Heroin zu behandeln. Die Bewilligungen werden so verzögert erteilt, dass die Patienten vorher sterben. Bundesgerichtsurteil 1A.184/1998/luc vom 30.März 1998: Heroinabgabe in hausärztlicher Praxis: Teil1 Teil3 Teil5 Teil2 Teil4 Teil6 |
17.11.1999 | Datenmeldungen von Methadonpatienten ohne Rechtsgrundlagen: Androhung des Entzugs der Bewilligung zur Abgabe von Methadon vom 17.11.1999. Letztlich vergeblicher Versuch André Seidenbergs auf Datenschutz und Ethik konformen wissenschaftlichen Datenerhebungen bei Methadonpatienten zu bestehen |
Die meisten Opioidabhängigen haben Ende der 1980er-Jahre mit Heroin zu konsumieren begonnen. Sie haben sich darum nicht mehr so häufig mit HIV infiziert, wie 10 Jahre früher die Jungen im AJZ. Ein Prozent der im Jahre 1968 geborenen Menschen in der Schweiz wurden opioidabhängig. Nicht nur Heroin, sondern auch ihre anderen Süchte, wie Cannabis, Nikotin, Kokain, Benzodiazepine und Alkohol wurden einige nicht mehr los.
Die meisten Opioidabhängigen leben unauffällig, sie sind jetzt über 50 Jahre alt und die meisten nehmen täglich Methadon.